Kurzbeschreibung:
Für Joseph Goebbels war der Rundfunk das wichtigste Propagandamittel, auf das Abhören von "Feindsendern" stand die Todesstrafe. Die Alliierten nämlich nutzten dasselbe Medium zum Widerstand: Über einhundert "Geheime Sender" versorgten die deutsche Bevölkerung nicht nur mit Informationen, sondern unterhielten sie auch mit Reden, Hörspielen, Liedern und Kabarettsendungen. Ihre Geschichte dokumentiert das zehnstündige Feature mit O-Tönen, Interviews und begleitenden Erläuterungen des Herausgebers.
Begründung der Preisträgerjury:
Rundfunkgeschichte als Paradigma der Zeitgeschichte? Die Originaltöne des Reportage-Essays von Hans Sarkowicz liefern dafür ein einprägsames Beispiel. Es reicht von den ersten Takten von Beethovens 5. Sinfonie, stellvertretend für das Morsezeichen des Buchstabens "V" für englisch "Victory", bis zu den Ansprachen Thomas Manns an "Deutsche Hörer" aus den vierziger Jahren, den "Schwarzen Sendern" in der UdSSR und Radio Luxemburg. Eine einzigartige Dokumentation der historischen Rundfunkquellen.
Begründung der Nominierungsjury:
"Geheime Sender" ist eine herausragende Dokumentation, die auf umfangreicher Recherche und Materialsammlung basiert. Originaltondokumente und erzählender Text führen den Hörer durch die Welt von Widerständlern und Geheimagenten, beleuchten die Verstrickungen von Propaganda und Gegenpropaganda rund um das erste Massenmedium und zeigen auch die teilweise kuriosen Begebenheiten jenseits der Originaltöne bekannter Persönlichkeiten wie Lotte Lenya und Thomas Mann.
Hans Sarkowicz, geboren 1955, studierte Germanistik und Geschichte in Frankfurt/Main. Seit 1979 arbeitet er beim Hessischen Rundfunk. Er leitet das hr2-Ressort Literatur und Hörspiel und ist Autor von zeitgeschichtlichen und kulturhistorischen Publikationen, u.a. zur Kunst und Literatur im Nationalsozialismus.
Hans Sarkowicz
© Hessischer Rundfunk / Ben Knabe