Deutscher Hörbuchpreis 2005 in der Kategorie »Beste Interpretation«

Jackie
Elfriede Jelinek
»INTERMEDIUM REC.«, München
Preisträgerin beste Interpretin: Marion Breckwoldt

Preisträgerin ist die Schauspielerin Marion Breckwoldt.

Laut Regieanweisung trägt Jackie auf jeden Fall ein Chanel-Kostüm, das Booklet zum Hörbuch zeigt sie als Anziehpuppe: Jacqueline Kennedy Onassis (1929-1994), äußerlich der ganzen Welt bekannt, innerlich sich selbst eine Unbekannte. Noch im Jenseits prüft sie ihre Rolle an der Seite berühmter Männer, als Konkurrentin Marilyn Monroes, im Scheinwerferlicht der Medien. In einem furiosen Monolog blickt Jelineks Jackie zurück auf ein Leben voller Glanz und Glamour, auf Schicksalsschläge und Schocks. Und während die ganze Welt über ihre Kleider redet, ist sie selbst nur "der Schaum auf den Träumen anderer, Fremder" (Jelinek).

Der Monolog »Jackie« ist Teil IV der »Prinzessinnendramen« mit dem Obertitel »Der Tod und das Mädchen«, in denen Elfriede Jelinek gescheiterten Märchen- und Medienprinzessinnen eine Stimme und eine neue Identität gibt. "Die Texte sind für das Theater gedacht, aber nicht für eine Theateraufführung," so die Autorin. "Die Personen führen sich selbst schon genug auf." Die akustische Inszenierung von Karl Bruckmaier wurde 2004 mit dem Hörspielpreis der Kriegsblinden ausgezeichnet. Ebenfalls im vergangenen Jahr erhielt die österreichische Schriftstellerin Elfriede Jelinek den Nobelpreis für Literatur.

Aus der Begründung der Jury:
"Eine derartige Kostbarkeit wie ich entsteht durch Betonung und Betonierung", sagt Jelineks Jackie. Die Schauspielerin Marion Breckwoldt, die dem Kind in der Frau, die ein Bild ist, die Stimme leiht, hat sich von Begriffen wie "Kostbarkeit", "Betonung" und "Betonierung" nicht dazu verführen lassen, die Register ihrer schauspielerischen Virtuosität zu ziehen, sondern hat das einzige Wahre gemacht: Sie hat den schmalen Raum aufgespürt, in dem dieses Monster der Künstlichkeit einen Rest eigenen Lebens und Denkens verwahrt, und hat diesen Raum im Vertrauen auf ihre Künste vergrößert. Dabei hat sie sich von der Jelinekschen Sprache in einer Weise ergreifen lassen, die dazu führte, daß die Sprache selbst, und nicht das Ego der Darstellerin, ihrer Stimme die Mittel diktierte. Marion Breckwoldt hat den schmalen Raum, in dem diese Jackie zwischen dem Dienst am Bild und dem Opfern der Seele einen Rest von eigenem Leben und Denken behauptet, in einer Weise ausgelotet, die aus dem Drama einer Frau, die der ikonensüchtigen Welt ihre Seele opfert, ein ebenso faszinierendes wie herzzerreißendes Hör-Spiel macht.

Marion Breckwoldt, geb. 1957, erhielt ihre Schauspielausbildung an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Hamburg. Sie hatte Engagements an zahlreichen Bühnen, u.a. am Schauspielhaus Hamburg und am Wiener Burgtheater. Sie gehört heute zum festen Ensemble der Münchner Kammerspiele. Im Jahr 2004 war sie mit dem Stück »Anatomie Titus Fall Of Rome« zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Bekannt ist sie außerdem durch Kino- und Fernsehrollen u.a. in Filmen von Dieter Wedel (»Die Affäre Semmeling«), Kai Wessel (»Mein Bruder, der Idiot«, »Kidnapping Mom and Dad«) und Hajo Gies (»Im Fadenkreuz«).

Marion Breckwoldt

 

Die Laudatio auf Marion Breckwoldt hält die Schauspielerin Lena Stolze.

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