Kurzbeschreibung
Dolmetscherin Eva, deren Eltern die Frankfurter Gaststätte „Deutsches Haus“ betreiben, steht Anfang der Sechzigerjahre kurz vor ihrer Verlobung. Überraschend wird sie gebeten, bei einem Prozess die Zeugenaussagen zu übersetzen. Gegen den Willen ihrer Familie nimmt Eva den Auftrag an und begleitet den ersten Auschwitz-Prozess. Er öffnet der ahnungslosen jungen Frau nicht nur die Augen für die deutsche, sondern auch für ihre eigene familiäre Vergangenheit.
Begründung der Preisträgerjury
Diese Entscheidung war glasklar - und die Jury begeistert von Eva Meckbachs Kunst, den verschiedensten Charakteren Leben einzuhauchen, ohne jemals zu dick aufzutragen. In der bewusst etwas angestaubten Sprachwelt der 60er-Jahre geht ihre Stimme perfekt auf. Meckbach holt sich nun verdient den Preis, den ihr die Jury fast schon vor zwei Jahren gegeben hätte. Bei der damals nominierten Interpretation gab es noch ein wenig Luft nach oben. Die hat Eva Meckbach jetzt komplett ausgefüllt!
Begründung der Nominierungsjury
Eva Meckbach gelingt es, den emanzipatorischen Prozess der Protagonistin stimmlich präsent darzustellen. Gutbürgerlich naiv, dann fragend und zweifelnd und schließlich selbstbewusst agierend, baut Hess ihre Romanfigur Eva Bruhns auf. Meckbach trifft dank ihres breiten Repertoires stimmlicher Nuancen den überzeugenden Ton und lässt den Zuhörer empathisch am Geschehen teilhaben. Ebenso herausragend ihr Sprechertalent, den weiteren Romanfiguren eine stimmhafte Seele zu schenken. Ein wichtiges Buch in dieser Zeit, interpretiert von einer (preis-)würdigen Interpretin.