Kurzbeschreibung:
„Die Jahre“, die Annie Ernaux in ihrem gleichnamigen Buch vergegenwärtigt, sind ebenso Geschichte ihrer selbst wie Gesellschaftsporträt und universelle Chronik: Aufgewachsen in der Nachkriegszeit und geprägt von den politischen Erschütterungen Frankreichs in der zweiten Jahrhunderthälfte, schreibt sie über das Erwachsenwerden, die Emanzipation der Frau und den Siegeszug der Konsumgesellschaft.
Begründung der Preisträgerjury:
Die Autorin braucht kein „Ich“, um von einem Leben zu erzählen, in dem sich die Geschichte unserer Gesellschaft spiegelt. In Luise Voigts eindrucksvoller Hörspielfassung des Romans „Die Jahre“ sind es die einzigartigen Stimmen des Ensembles, die kollektive Erinnerungen verlebendigen. Durch die vielschichtige minimalistische Komposition Björn SC Deigners hat der autobiografische Roman von Annie Ernaux in der zeitbasierten Kunstform des Hörspiels seinen idealen Aggregatzustand gefunden.
Begründung der Nominierungsjury:
Ein bestechend genaues, durchkomponiertes Spiel für vier weibliche Stimmen, das die lineare Erzählstruktur des Romans in einen Erinnerungsstrom transponiert, der durch die verschiedenen Lebensalter der Sprecherinnen eine magische Verbindung mit dem Fließen der Zeit eingeht. Wunderbar die Komposition von Björn SC Deigner, der die Soundspur des Stücks und dessen Rhythmus mit immer wechselnden Tempi verändert und auf minimalistische Weise dem rätselhaften Wesen der Zeit auf der Spur ist. Diese Literaturbearbeitung behauptet sich als eigenständiges Kunstwerk, bewundernswert in seiner klanglichen Dichte und Assoziationskraft.