Kurzbeschreibung:
Parabelförmig ist die Flugbahn zwischen zwei Punkten, also auch die Flugbahn der deutschen V-Waffen im Zweiten Weltkrieg, deren Entwicklung und Einsatz nur einen der zahllosen Handlungsstränge in Thomas Pynchons Hauptwerk ausmacht. Inwiefern das rätselhafte Schicksal des in London stationierten GIs Tyrone Slothrop mit der V2 zusammenhängt, findet jener auf einer abenteuerlichen Reise nach Deutschland heraus, das nach Kriegsende in Anarchie und Paranoia versinkt.
Begründung der Preisträgerjury:
Wenn am Ende ihres Parabelfluges eine V2-Rakete bei ihrem Aufschlag in einem schwerkraft-induzierten Regenbogen explodiert, dann ist das Hörspiel auf mehrere Weisen herausgefordert. Regisseur und Bearbeiter Klaus Buhlert findet für Thomas Pynchons Roman eine eigene Klangsprache jenseits des Illustrativen und eröffnet surreale akustische Räume. Mit seinem prominent besetzten, spielfreudigen Ensemble schafft er einen Erzählfluss, der den 1200-seitigen Roman auf 13 Stunden verdichtet.
Begründung der Nominierungsjury:
Buhlerts Herkulesarbeit ist an Kühnheit, Prägnanz und Leichtigkeit nicht zu übertreffen. Er übersetzt diesen hochkomplexen Roman ins absolut Akustische, findet neue Struktur im Handlungschaos, erfindet eine Soundspur, die das Wesen der Vorgänge aufdeckt oder konterkariert, und transponiert den Text über eine dystopische Welt undurchschaubarer Paranoia als schockierend heutige Bestandsaufnahme in die Gegenwart. Welch hellsichtige Genauigkeit im Erzählen, welche Meisterschaft in der Konturierung der Charaktere, der Rhythmisierung und musikalischen Farbgebung! Ein Meister der großen akustischen Erzählung auf der absoluten Höhe seiner Kunst.