Deutscher Hörbuchpreis 2024 in der Kategorie »Bester Podcast«

V13 – Die Terroranschläge in Paris
Emmanuel Carrère / Claudia Hamm (Übersetzung) / Leonhard Koppelmann (Hörspielbearbeitung und Regie)
Südwestrundfunk
Musik: zeitblom
Hörbeispiel:

Kurzbeschreibung:
Das Kürzel "V 13” steht für "vendredi 13 novembre 2015" -  für die islamistischen Terroranschläge in Paris, unter anderem vor dem Stade de France während des Fußball-Länderspiels Frankreich gegen Deutschland, in verschiedenen innerstädtischen Cafés und in dem Rock-Konzerthaus Bataclan. 130 Menschen starben, fast 700 wurden verletzt, davon 97 schwer. "V13" nannte man auch das extra erbaute Sitzungszimmer im Justizpalast, in dem das Gerichtsverfahren geführt wurde. Emmanuel Carrère, renommierter französischer Schriftsteller, hat den Prozess fast zehn Monate lang täglich verfolgt: 14 Angeklagte, 1.800 Zivilparteien, 350 Anwälte, eine 53 Meter hohe Akte. 

Begründung der Preisträgerjury:
Lässt sich ein neun Monate dauerndes Mammut-Gerichtsverfahren zu einem der brutalsten Terroranschläge mit Würde in acht Podcast-Folgen nachzeichnen? Leonhard Koppelmann gibt in seiner Umsetzung des Berichts eine souveräne und berührende Antwort: Er hat den Text akustisch brillant verdichtet und so beinahe plastisch erfahrbar gemacht. Er hilft uns, ein nahezu unvorstellbares Verbrechen nüchtern zu analysieren und gleichzeitig dem unerträglichen Leid respektvoll Raum zu geben. So ist ein bedrückendes und beeindruckendes Mahnmal zu Ehren der weit über 100 Toten und Verwundeten dieses Anschlags entstanden, das in seinen grundsätzlichen Fragestellungen weit über den Gerichtssaal hinausweist.

Begründung der Nominierungsjury:
Regisseur Leonhard Koppelmann und Zeitblom (Musik) haben aus der Vorlage ein fesselndes Hörerlebnis gemacht, dem man sich kaum entziehen kann. Musik und Sound sind perfekt eingesetzt. Sie verstärken die Wirkung, ohne dass die Produktion jemals ins Voyeuristische abgleitet. Stattdessen lädt der Podcast dazu ein, sich mit den Tätern und den Opfern der Anschläge und den Implikationen einer juristischen Aufarbeitung grausamer Taten, mit dem Leid der Opfer und den Motiven der Täter auseinanderzusetzen. Die Bearbeitung und akustische Umsetzung der Textvorlage setzt die Überlegungen des Autors zum Wesen der Gewalt und zu ihrer Aufarbeitung in ein vielstimmiges akustisches Tableau um.

Leonhard Koppelmann wurde 1970 in Aachen geboren und ist in Köln aufgewachsen. Von 1991 bis 1995 studierte er Theaterregie an der Universität Hamburg. 1991 begann er außerdem als Autor für den Hörfunk zu arbeiten, bald darauf folgten erste Regiearbeiten. Seitdem arbeitet er regelmäßig als Theater- und Hörspielregisseur und -autor. Bis dato inszenierte er knapp dreihundert Hörspiele, zuletzt u. a. Benedict Wells „Hard Land“, Emmanuel Carrères „V13“, John Dos Passos „Manhattan Transfer“ und Michel Houellebecqs „Unterwerfung“. Als Theaterregisseur arbeitet er seit über einer Dekade eng mit Peter Jordan zusammen. Das Regieduo inszenierte zuletzt unter anderem am St.-Pauli-Theater „Die Dreigroschenoper“ von Weill/Brecht/Hauptmann, am Burgtheater Wien die Komödie „Der Selbstmörder“ von Nikolai Erdmann und am Thalia Theater Hamburg „Shockheaded Peter“ nach dem Musical von den Tiger Lillies, Julian Crouch und Phelim McDermott. Am Düsseldorfer Schauspielhaus waren von ihnen u.a. „In 80 Tagen um die Welt“, die Shakespeare-Komödie „The Queen's Men“ und ihre „Schwejk“ Bearbeitung zu sehen. Im Jahr 2017 wurde Leonhard Koppelmann als Mitglied in die „Deutsche Akademie der darstellenden Künste“ berufen.


Leonhard Koppelmann©Marion Koell

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