Kurzbeschreibung:
Hendrik Bolz und Don Pablo Mulemba reisen in ihrer zweiten Podcaststaffel erneut durch Ostdeutschland. Sie wollen herausfinden, wie es nach den 90er Jahren weiterging und warum es offenbar für junge Menschen wieder angesagt zu sein scheint, rechtsextrem zu sein. Hendrik trifft Daniela, eine engagierte Jugendsozialarbeiterin, die entdeckt hat, dass ihr Sohn rechtsextrem ist. Wie geht sie mit dieser Tatsache um und wie versucht sie, mit ihrem Sohn in den Austausch zu treten? Pablo trifft Ahmed, der aus Tunesien stammt und zum Studieren nach Chemnitz kam. Er wurde schon mehrfach von Neonazis bedroht, rassistisch beleidigt und angegriffen – und will trotzdem bleiben. Und wir lernen Mai kenne, die in Cottbus aufgewachsen ist. Ihre Mutter kam aus der DDR und ihr Vater war Vertragsarbeiter aus Vietnam. Sie hat in ihrer Kindheit und Jugend viel Rassismus erlebt und irgendwann beschlossen, dem Ganzen zu entfliehen.
Begründung der Preisträgerjury:
Podcasts wie "Springerstiefel“ haben das Zeug dazu, Narrative aufzubrechen und vielleicht sogar zu verändern. Seit dem Mauerfall ist sehr viel über den Osten geredet worden und sehr viel weniger aus dem Osten heraus. So ist eine Perspektive entstanden, die von enormer Überheblichkeit geprägt ist. Das macht es oft sehr schwer, einen offenen Blick auf die Problematik von Rechtsextremismus und rechter Gewalt in Ostdeutschland zu richten. Hendrik Bolz und Don Pablo Mulemba erzählen unaufgeregt, sachlich, sehr persönlich und voller Interesse für das Phänomen und die Menschen von den Begebenheiten und warum und in welcher Form die 90er zurück sind. Den Hosts gelingt es, ein Klima zu schaffen, in dem die Gesprächspartner:innen voller Vertrauen und mit großer Offenheit erzählen und Einblick gewähren. In Zeiten, in denen das Erstarken der Rechten weltweit ein immer größeres Problem ist, erleben wir hier die Stärke des Mediums Podcast. Wir können etwas lernen. Und wenn wir etwas verstehen, dann können wir wirklich anfangen, es zu verändern. Dieser Podcast macht Hoffnung.
Begründung der Nominierungsjury:
Der Podcast überzeugt durch seine beiden Hosts, die selbst in Ostdeutschland aufwuchsen und mit Rechtsextremismus konfrontiert wurden, aber auch durch die Menschen, deren Geschichten erzählt werden. Er geht authentisch der Frage nach, wie die neue alte Gewalt von rechts in Ostdeutschland entstanden ist und fortlebt. Die Hosts äußern dabei ihre eigene und kritische Sicht auf die Dinge, geben aber auch persönliche Einblicke und lassen den Menschen, mit denen sie sprechen, den nötigen Raum.
Hendrik Bolz, Jahrgang 1988, ist besessen von Geschichten über den Osten. Er ist Autor des quasi-biografischen Romans "Nullerjahre" über seine Jugend in Stralsund und ein Teil des Rap-Duos "Zugezogen Maskulin". Immer wieder beschäftigt er sich mit den extremen Umbrüchen der Wende, die ihn und seine Generation bis heute prägen. In der ersten Staffel von "Springerstiefel – Fascho oder Punk?" wollte er herausfinden, wie Neonazis in den 90ern zur einflussreichsten Subkultur werden konnten. In der zweiten Staffel "Springerstiefel – Die 90er sind zurück" erkennt er viele Muster aus seiner Kindheit im Heute wieder.
Don Pablo Mulemba, Jahrgang 1995, ist Reporter und in Eberswalde aufgewachsen. Als Sohn eines ehemaligen Vertragsarbeiters aus Angola und einer ostdeutschen Mutter hat er eine besondere Perspektive auf den Osten. In der ersten Staffel des Podcasts hat er gemeinsam mit seinen Eltern aufgearbeitet, wie sie die Explosion rechter Gewalt in den 90er Jahren erlebt haben. In "Springerstiefel – Die 90er sind zurück" fragt er, wie es danach für von Rassismus betroffene Menschen weiterging: Wurde es in den 2000ern und 2010ern wirklich besser? Wie erleben sie den Osten heute?
Don Pablo Mulemba und Hendrik Bolz @ Moïse Youmba