Der Preis geht an die Schauspielerin Sophie Rois.
Der bis heute populäre Roman von Charlotte Brontë (1816-1855) erzählt die emotional fesselnde Geschichte der Jane Eyre, die nach leidvoller Kindheit als Hauslehrerin nach Thornfield Hall kommt, wo sie sich bald in den Hausherrn, den finsteren Edward Rochester, verliebt. Auch Rochester fühlt sich zu dem aufrichtigen Mädchen hingezogen, muss ihr jedoch in der Nacht vor der Hochzeit ein furchtbares Geheimnis gestehen. Jane flieht aus seinem Haus, doch ihre leidenschaftliche Liebe führt sie eines Tages wieder zurück nach Thornfield Hall ...
»Jane Eyre«, erschienen 1847, war sofort ein durchschlagender Erfolg und wurde vielfach übersetzt, dramatisiert und verfilmt. Neben seinen melodramatischen und romantischen Elementen zieht vor allem die starke Ich-Erzählerin in Bann, die sich von den Frauengestalten der zeitgenössischen Romanliteratur abhebt.
Aus der Begründung der Jury:
"Es ist ein Roman der reißenden Leidenschaften und aufs feinste abgestuften Gefühle, der verhaltenen Stimmungen und des Lebenshungers – ihn für unsere Ohren glaubwürdig zu übersetzen ist ein Kunststück, das Sophie Rois virtuos gelingt. Die Wandlungsfähigkeit ihrer Stimme scheint beinah grenzenlos: mal von zärtlicher Intensität, mal von ungezügelter Gewalt, mal verhalten bebend, dann wieder verzweifelt ausbrechend – ob Zorn, Liebe oder Hass: nichts gibt es auf der Skala der Gefühle, was Sophie Rois nicht hörbar zu machen verstünde. So entsteht ein akustisches Seelengemälde, das bis in die Nebenfiguren der Diener und Hausdamen hinein unverwechselbar nuanciert wird (...). Wohl selten kamen in einem Hörbuch derart virtuos menschliche Gefühlsvielfalt und -kraft zu Ton und Stimme."
Sophie Rois, geb. 1965 in Linz, absolvierte ihre Schauspiel-Ausbildung am Max-Reinhardt-Seminar in Wien. Die vielseitige Schauspielerin ist regelmäßig auf Wiener und Berliner Bühnen zu sehen, u.a. in Inszenierungen von Frank Castorf und Christoph Schlingensief. Ihren Durchbruch im Kino erlebte sie mit Detlev Bucks Komödie Wir können auch anders (1994): für ihren Auftritt erhielt sie den Publikumspreis der Berlinale und den Bundesfilmpreis in Silber. Sophie Rois wirkte seither in zahlreichen Kino- und Fernsehfilmen mit. Für ihre Darstellung der Erika Mann in Heinrich Breloers TV-Mehrteiler Die Manns (2001) wurde sie mit dem Grimme Preis ausgezeichnet.
Die Laudatio auf Sophie Rois hält die Publizistin und Brontë-Biographin Elsemarie Maletzke.