Ausgezeichnet wird der Autor Rolf Dieter Brinkmann († 1975), für den Maleen Brinkmann den Preis entgegen nimmt.
Im Herbst 1973 machte der Schriftsteller Rolf Dieter Brinkmann in Köln Tonbandaufnahmen für die WDR-Sendereihe Autorenalltag. Aus den Aufnahmen montierte er eine Sendung von knapp fünfzig Minuten, doch sein akustisches Material umfasste viele Stunden und eine Vielfalt von Formen: Geräuschaufnahmen und Interviews, Monologe in der Wohnung und beim Gang durch die Stadt, Gedichte, Notizen, lautpoetische Improvisationen und anderes mehr. Nach Sichtung des Tonband-Nachlasses entschieden sich die Herausgeber für eine Audio-Edition als 1:1-Kopie: "Nur über diese scheinbar einfache und radikale Lösung lassen sich Brinkmanns Aufnahmemethoden und Arbeitsweisen erschließen und erkennen."
(Die Herausgeber)
Aus der Begründung der Jury:
"Ein Mann, ein Mikrophon, ein Aufnahmegerät, eine Frau, ein Sohn, Freunde, Musik, eine Stadt. Indem Rolf Dieter Brinkmann diese Elemente in immer neue Konstellationen und Konfrontationen bringt, schafft er Kurz- und Kürzesthörspiele, in denen sich die Spannungen der Nachkriegsgesellschaft ebenso entladen wie die durch sie verursachten urbanen und sozialen Verwerfungen der deutschen Großstädte zu Beginn der 70er Jahre. Brinkmanns beständiges Experimentieren, seine Versuche, zwischenmenschliche wie künstlerische Grenzen zu überschreiten und zu neuen Verbindungen zu gelangen, führen (...) zu einem Formenreichtum, der weit über den damaligen literarischen wie hörspielästhetischen Stand hinausreicht und bis heute noch nicht eingeholt ist. So ist Rolf Dieter Brinkmann: Wörter Sex Schnitt ein Glücksfall der Gattung Hörbuch: unzeitgemäß und zeitlos, ein Archiv der Ideen, der Stimme und Stimmungen eines herausragenden Medienartisten; somit Inspirationsquelle und Kraftwerk, authentisches Zeugnis und höchste Kunst."
Rolf Dieter Brinkmann, geb. 1940 in Vechta, verließ vorzeitig das Gymnasium und brach auch eine Buchhändlerlehre ab. 1962 zog er nach Köln und veröffentlichte Gedichtbände, Erzählungen und Hörspiele. Brinkmann machte die amerikanische Underground-Lyrik in Deutschland bekannt und wurde mit seinen z.T. posthumen Publikationen (u.a. Westwärts 1 & 2, 1975; Rom, Blicke, 1979; Der Film in Worten, 1982) der führende Pop-Lyriker Deutschlands. Am 23. April 1975 starb Brinkmann durch einen Verkehrsunfall in London. Im gleichen Jahr wurde er für sein Gesamtwerk mit dem Petrarca-Preis ausgezeichnet.
Die Laudatio auf Rolf Dieter Brinkmann hält der Schriftsteller Michael Lentz.