Deutscher Hörbuchpreis 2010 in der Kategorie »Beste Fiktion«

Chronik der Gefühle
Alexander Kluge
Antje Kunstmann Verlag/München / br
Hörbeispiel:

Inhaltsangabe:
In der »Chronik der Gefühle« hat Alexander Kluge alle seine Erzählungen versammelt und begreift sie als Einheit: Basisgeschichten und Lebensläufe. Er verbindet Zeitgeschichte mit den Geschichten Einzelner. Alexander Kluge interessiert, was den Friedhofsgärtner im Zweiten Weltkrieg bewegt, worin die Verbindung von fünf Frauen aus der Betriebsküche Harms & Co. besteht oder wie es um die Gefühlslage einer Frau nach 37 Jahren Ehe steht. Nach seiner Ansicht sind die Gefühle "die wahren Einwohner der menschlichen Lebensläufe".

Jurybegründung:
Karl Bruckmaier ist - nach Peter Weiss' »Ästhetik des Widerstandes« 2008 – ein außerordentliches Werk gelungen: in 14 etwa einstündigen Hörstücken hat er die Kapitel aus Alexander Kluges erzählerischem Hauptwerk »Chronik der Gefühle« neu komponiert und auditiv inszeniert. Das Ergebnis ist eine beeindruckende und immer wieder neu anregende Serie in sich geschlossener und miteinander verknüpfter Sendungen. Der Wechsel der Medienformate, der in Kluges gesamten Werk genuiner Ausdruck seiner Literatur ist, wird durch Musikeinsatz, Lesungen, Schnitte, Überlagerungen und die rückblickende Stimme Alexander Kluges selbst zu einer faszinierenden Enzyklopädie der Empfindungen unserer Gegenwart und jüngeren Vergangenheit.

Alexander Kluge
Geboren 1932 in Halberstadt, promoviert 1956 zum Dr. jur. Anfang der sechziger Jahre wird er gleichzeitig als Schriftsteller und Filmemacher bekannt: 1962 liest er bei der Gruppe 47 aus dem Band Lebensläufe und veröffentlicht zusammen mit 25 jungen Filmern das Oberhausener Manifest. 1966 erhält er als erster Deutscher nach dem Krieg den Silbernen Löwen bei den Filmfestspielen in Venedig für Abschied von gestern mit Alexandra Kluge in der Hauptrolle. Gründung des Ulmer Instituts für Filmgestaltung 1962. Bis Mitte der achtziger Jahre veröffentlicht Kluge 14 abendfüllende Spielfilme, er schreibt vier Bände mit Geschichten und setzt zusammen mit Oskar Negt die Kritische Theorie philosophisch-soziologisch fort. Seit 1988 sorgt Kluge in sogenannten Kulturfenstern im Privat?fernsehen ständig für Überraschungen: In 20 Jahren entstehen ca. 1500 Stunden Sendezeit mit Gesprächen und neuen TV-Formaten wie Facts & Fakes. Im Jahr 2000 erscheinen Kluges sämtliche Erzählungen in zwei Bänden unter dem Titel Chronik der Gefühle. Er wird 2001 mit dem Bremer Literaturpreis und 2003 mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet. 2009 erhält er den Adorno-Preis der Stadt Frankfurt.
Seit März 2009 erscheint beim Label Lauscherlounge Records mit der Edition Handverlesen von Andreas Fröhlich seine eigene Hörbuchreihe.

Alexander Kluge

© Wilfried Petzi


Karl Bruckmaier
Autor, Übersetzer, Radio-DJ und Gelegenheitsregisseur. Geboren 1956 in Niederbayern. Als Redakteur (Zündfunk) und freier Mitarbeiter tätig für den BR seit 1978. Mäßig erfolgreiche Gehversuche als Dokumentarfilmer, Fernsehmoderator, Roadmanager, Veranstalter, Labelmacher. Brachte 1993 die Poetry Slams nach Deutschland. Erste eigene Hörspiele ab 1989: Pop-Hörspiel. Regie u.a. bei Jackie von Elfriede Jelinek (Hörspielpreis der Kriegsblinden, Deut?scher Hörbuchpreis 2005) und Die Ästhetik des Widerstands von Peter Weiss (Hörbuch des Jahres 2007, Deutscher Hörbuchpreis 2008).

Karl Bruckmaier

© Wilfried Petzi

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