Kurzbeschreibung:
„17 Tage Scheitern" ist eine Dokureihe über die Rettung einer afghanischen Polizistin aus Kabul. Nachdem 2021 die US-Truppen und ihre Verbündeten aus Afghanistan abzogen und die Taliban die Macht in Kabul übernommen hatten, sahen sich plötzlich viele Afghaninnen und Afghanen in Lebensgefahr. Während die damalige Bundesregierung wertvolle Zeit verlor und sich in Kabul dramatische Szenen abspielten, half ein Netzwerk aus Freiwilligen, Afghaninnen und Afghanen bei der Ausreise - und rettete somit ihr Leben.
Begründung der Preisträgerjury:
Der Podcast „17 Tage Scheitern” ist ein Zeitdokument im besten Sinne. Die Dramaturgie rund um das Engagement der freiwilligen Helfer und die Rettung der afghanischen Polizistin Najiba-Noor Dilawari ist packend, ohne sich in den Vordergrund zu spielen. So bleibt Raum für die journalistische Einordnung des Geschehens. Die Inszenierung und das Sounddesign unterstützen die Dokumentation der Geschehnisse aus dem Herbst 2021 und lassen auch Raum für die Sprachlosigkeit, die sich angesichts der dramatischen Ereignisse und der gebrochenen Versprechen der westlichen Regierungen einstellt. Wir erleben „Weltgeschichte im Kleinformat” - und lernen dabei mehr über die Zusammenhänge, als die Nachrichten allein erzählen können.
Begründung der Nominierungsjury:
Mohamed Amjahid zeichnet ein eindrückliches Porträt der damaligen dramatischen Situation. Sensible Chat-Nachrichten, O-Töne, passendes Sounddesign und journalistische Einordnung machen den Podcast zu einem besonderen, bewegenden Hörerlebnis. Er zeigt politisches Versagen und gleichzeitig das Gelingen zwischenmenschlichen Engagements. Der Abzug der Truppen aus Afghanistan war nicht nur eines der einschneidendsten Ereignisse 2021, sondern spiegelt das Scheitern langjähriger westlicher Politik. Das Thema des Podcasts ist brisanter denn je und stellt die Gesellschaft vor die entscheidende Frage: Wie frei und in Frieden können wir heute leben?
Mohamed Amjahid ist freier investigativer Journalist und Buchautor. Er ist in Frankfurt am Main geboren und hat die Schule in Marokko besucht. Danach hat er Politikwissenschaften in Berlin und Kairo studiert. Amjahid schreibt für mehrere große deutsche Medien wie Der Spiegel, Süddeutsche Zeitung und den WDR. Er ist Kolumnist für die taz und RBB Kultur. Inhaltlich fokussiert er sich auf rassistische Strukturen in Deutschland und Europa zum Beispiel beim Thema Polizeigewalt, Umbrüche in Nordafrika und Reportagen aus anderen Regionen. Für seine Recherche-Projekte nimmt er sich mehrere Monate Zeit und versucht sie cross-medial aufzubereiten. Zuletzt ist von ihm als Buch „Let’s Talk About Sex, Habibi. Liebe und Begehren von Casablanca bis Kairo“ im Piper-Verlag erschienen.
Mohamed Amjahid © Antoine Midant