Kurzbeschreibung:
Die 20-jährige Gisela, genannt Gilgi, lebt noch bei ihren Eltern und arbeitet als Stenotypistin für einen älteren Mann, der sie umwirbt. Als sie überraschend erfährt, dass sie adoptiert wurde, zieht sie zu Hause aus und bindet sich in leidenschaftlicher Liebe an Martin, einen jungen Künstler. Doch dann nimmt die ehrgeizige junge Frau ihr Leben wieder selbst in die Hand. Ihr Debütroman von 1931 machte Irmgard Keun über Nacht zur gefeierten Schriftstellerin.
Begründung der Preisträgerjury:
Camilla Renschke schlüpft scheinbar leichtfüßig und mädchenhaft in den Charakter der Protagonistin Gilgi. In ihrer Frische und der spürbaren Lust auf den Text bleibt sie sehr genau und liest den Roman, der Anfang der 30er-Jahre entstand, klar, schnörkellos und zeitgemäß. Sie schafft es, ihrer Stimme gleichzeitig Modernität und auch den Flair der 20er-Jahre zu geben und nimmt uns vom ersten Moment an mit in die Welt einer Kultfigur der Emanzipation.
Begründung der Nominierungsjury:
So frisch, persönlich und provozierend wie die Geschichten von Irmgard Keun, so wach, unternehmungslustig und leichtsinnig klingt auch die mädchenhaft unverbrauchte Stimme von Camilla Renschke, welche die junge Gilgi verkörpert. Selbst das eingestreute Kölsch beherrscht Renschke bestens - etwa, wenn sie die Familie Kron karikiert -, während ihre Stimme in der aussichtlosen Leidenschaft für den unbürgerlichen Künstler Martin zwischen zärtlicher Heiserkeit und trotziger Aussichtslosigkeit oszilliert.
Camilla Renschke wurde 1980 in Köln geboren, wo sie auch heute lebt. Im Alter von 8 Jahren sammelte sie ihre ersten Bühnenerfahrungen am Schauspielhaus Bochum. Siebzehnjährig spielte sie 1997 in einer Bella Block-Folge ihre erste Hauptrolle. Seit den Filmen Kai Rabe gegen die Vatikankiller und Schlaraffenland ist sie regelmäßig in Film und Fernsehen zu sehen. Ab 1997 spielte sie Helen Reinders, die Tochter der Bremer Tatort-Kommissarin Inga Lürsen. Darüber hinaus ist sie seit 2007 Station Voice der Radiowelle 1Live des WDR. Auch in Hörbüchern und Hörspielen ist Renschkes Stimme häufig zu hören, für Irmgard Keuns Gilgi – eine von uns durfte sie ihren kölschen Heimatdialekt zu Gehör bringen.
Camilla Renschke
© Sabine Schmidt-Matt