Kurzbeschreibung:
Vierzig Jahre nach seinem spurlosen Verschwinden kehrt ein Mann, der sich jetzt Ludwig Dragomir nennt, unerkannt in sein bayerisches Heimatdorf Heiligsheim zurück. Als Einziger kennt er das dunkle Geheimnis des beschaulichen Ortes, in dem sich Honoratioren an ihm und seinen Spielkameraden vergangen haben. Angetrieben auch von eigenen Schuldgefühlen nimmt Dragomir, vor Wut brennend, grausame Rache und wird vom Opfer zum Täter.
Begründung der Preisträgerjury:
Ulrich Noethen bringt uns Ludwig, den Mörder aus Rache, näher als uns lieb ist. Die Brillanz seiner Lesung liegt in der präzisen Profilierung eines komplexen Charakters, der vom verwundeten Kind zum kaltblütigen Killer wird. Noethens Gestaltung, psychologisch genau und regional treffsicher verortet, lässt die diszipliniert abgearbeitete, grausame Vergeltungsserie als beinahe unausweichlich, folgerichtig und legitim erscheinen. Das bewirkt ein Gruseln über den Text hinaus – und ist große Kunst.
Begründung der Nominierungsjury:
Friedrich Anis sprachlich virtuoser Roman zieht den Hörer in den Abgrund kindlichen Missbrauchs. Aus der Ich-Perspektive erzählt Ulrich Noethen den Leidensweg des "Luggi" Dragomir und vermittelt gnadenlos überzeugend die Gefühlswelt des Protagonisten. Er lässt den Hörer die Rache, den Zorn, die Gefühlskälte, aber auch die Reue und Einsamkeit des Mannes spüren. Ergreifend und glaubwürdig geht er an die Grenze des Sagbaren. Eine in allen Facetten überzeugende Besetzung.